Seid längerem bin ich auf der Suche nach guten Spielen für 2 oder mehr Spieler. Mit Robinson Crusoe habe ich ein Spiel entdeckt, welches eine komplett andere Athmosphäre am Tisch schafft, als alle bisher gespielten kooperativen oder üblichen Brettspiele. Alle bisherigen Mitspieler waren absolut begeistert von dem Spiel. Zum Aufbau des Spiels möchte ich hier nicht mehr viel sagen, da die Rezensenten zuvor diese bereits ausführlich erleutert haben. Ein groben Überblick gebe ich aber auch hier. Von der Geschichte her landet der Spieler auf einer unentdeckten Insel, da das eigene Schiff zu Bruch gegangen ist. Um das Spiel zu bewältigen, werden verschiedene Aufgaben verlangt, welche es zum Teil wirklich in sich haben. Zu den Aufgaben gehören unter anderem der Bau eines großen Holzstapels um ein Signalfeuer zu entfachen, welches ein vorbeifahrendes Schiff registrieren muss. Eine andere Aufgabe wäre z.B. dass man als Schatzsucher auf die Insel gekommen ist und ein Vulkan ausbricht, man vorher genug Schätze sammeln und zusätzlich ein Rettungsboot bauen muss, um dann reich von der Insel zu verduften. Insgesamt liegen dem Basisspiel 6 verschiedene Szenarien vor, die alle sehr schön inszeniert sind und sich gut in das Spiel eingliedern. Im Internet gibt es allerdings schon einige weitere Szenarios und ein Addon soll auch bald erscheinen. Zum Ablauf: Jedes Szenario ist durch eine bestimmte Rundenanzahl begrenzt. Eine Runde teilt sich in 6 verschiedene Phasen ein, auf die ich hier allerdings nicht weiter eingehen will, außer auf die Aktionsphase. In der Aktionsphase können die Spieler ihre begrenzten Aktionen planen und ausführen. Dabei können neue Gegenstände gebaut und neue Inselteile erkundet werden. Dabei können allerdings ziemlich viele Unanehmlichkeiten auftauchen, wie das Verlaufen oder Verletzen beim bauen. Die Schritte müssen gut überlegt werden, da einem ansonsten das Unwetter und die vielen anderen drohenden Ereignisse einen Strich durch die Rechnung machen. Und genau das Überlegen, welcher Schritt am sinnvollsten ist, ist der Kern des Spiels. Die Diskussion die dabei am Tisch entsteht, macht wirklich sehr viel Spaß. Man muss bei diesem Spiel wirklich Teamgeist beweisen, wenn man gewinnen möchte. Jeder Schritt muss wirklich sehr gut durchdacht sein, damit dies möglich ist. Für mich ist diese Kombination aus Rätsel-Lösen, Geschichten erzählen und im Team zu agieren, äußerst gut gelungen. Das schöne an dem Spiel ist, dass es nicht einen Verlierer oder Gewinner gibt, sondern dass alle Mitspieler gemeinsam gewinnen oder verlieren. Zu dem Schwierigkeitsgrad: Es gibt Szenarien, die sind gut machbar, wie das erste z.B.. Andere Szenarien haben es da schon deutlich mehr in sich. Zusätzlich zu den Mitspielenden Charakteren kann man zwei verschiedene Helfer mit ins Spiel bringen, um das Spiel ein wenig zu vereinfachen. Bei uns gingen bisher alle Szenarien bis auf 5 und 6 ziemlich gut von der Hand, spätestens beim dritten Anlauf pro Szenario war es auch geschafft, teilweise nur zu zweit, teilweise mit Hund oder Freitag oder mit beiden. An Szenario 5 sind wir bislang zu zweit und beiden Helfern allerdings immer (5x) kläglich gescheitert. Das Spiel macht allerdings auch beim Scheitern Spaß, denn man hat auch im Nachhinein viel zu bereden, da eigentlich immer klar ist, was schief gelaufen ist. Und gemeinsam macht verlieren eben Spaß, wie die einfache mathematische Gleichung zeigt: (-1)*(-1)=+1. Negativ ist, dass man wirklich etwas Zeit braucht um hier einzusteigen. Das Spiel ist wirklich sehr komplex und die 40 seitige Anleitung auch nicht einfach, dafür aber sehr übersichtlich und man findet auch während des Spiels einigermaßen schnell was man sucht. Die Kritik bei der Vorgängerversion, die nicht bei Pegasus-Spiele erschienen ist, dass die Anleitung nicht ausreichend detailiert ist, ist nun nicht mehr gültig. Für mich ist die Anleitung vollständig und übersichtlich, dafür aber langwierig. Zusätzlich habe ich mir ein paar Videos auf YouTube angeschaut, um bei dem Zusammensetzen des Spielflusses etwas unterstützt zu werden. Hat man die Anleitung allerdings einmal geschluckt, ist der Rest kein Problem mehr. Es lohnt sich definitiv. Für das Spiel mit mehreren Spielern sollte allerdings von anfang an jemand dabei sein, der das Spiel einigermaßen drauf hat bezüglich der Regeln, denn zusammen erst 40 Seiten lesen, dürfte langweilig werden. Ist allerdings ein Erklärbär am Tisch, ist das Spiel auch schnell erklärt und es kann losgehen. Fazit: Eins der besten Spiele, die ich seit langem gespielt habe. Es ist komplex und nichts für blinde Draufgänger. Man muss hart im Nehmen sein, was zu mehreren allerdings angenehmer ist, da geteiltes Leid ist halbes/ ein drittel/ ein viertel Leid. Hier macht es auch Spaß zu verlieren. Es ist klar zu empfehlen für Spieler, die etwas zum knobeln suchen und sich mit einem kleinen Team durch etliche Gefahren und Aufgaben wälzen wollen. Einzelgänger haben hier wirklich nicht viel verloren, es sei denn sie spielen das Spiel alleine, was ebenfalls möglich ist. Es kann ziemlich anspruchsvoll sein, aber wenn das Spiel gewonnen ist, bietet es ein Erfolgserlebnis, wie es bei mir noch kein anderes Spiel geschafft hat. Weiterlesen