Kurz vorab zur Einordnung: Ich bin ein großer Anhänger von Spielen mit kurzen, simplen Regeln. Es begeistert mich sehr, wenn sich ein Spieleautor etwas Einfaches ausgedacht hat, das trotzdem einen gewissen Anspruch mitbringt. Yinsh, Just4Fun, Rosenkönig, Sarena, abalone, Azul, „Lost Cities“, „Monopoly Deal“ oder „Der Rat von Verona“ sind ein paar Beispiele, die ich sehr gelungen finde. Wichtig ist mir, dass die Spiele auch für zwei (erwachsene) Spieler gut funktionieren. Komplizierte Händlerspiele wie Village oder Targi langweilen mich eher, weil man oft stumpf aneinander vorbeispielt und erst ganz am Ende merkt, wer gewonnen hat. „12 Thieves“ von Autor Thorsten Gimmler ist die Neuauflage von "Der Dieb von Bagdad". Meine oben beschriebenen Ansprüche erfüllt das Spiel gut: Nach nur vier Seiten Spielanleitung kann man einsteigen in ein spannendes Abenteuer wie aus 1001 Nacht. "12 Thieves" ist ein Spiel für zwei bis vier Personen. Es gilt, durch das Ausspielen von Tempelkarten Diebe in die unterschiedlichen Tempel einzuschleusen, um dort Schatzkisten zu stehlen. Um einen Dieb in einen Tempel zu setzen, müssen davor mindestens zwei Wächter stehen – ein Wächter der eigenen Farbe und mindestens ein gegnerischer oder neutraler Wächter (dass auch fremde Wächter vor dem Tempel stehen müssen, stellt einen kleinen Logikbruch in der Geschichte dar, dient aber dem Gameplay). Jeder fremde Wächter muss "bestochen" werden, d.h. für jeden fremden Wächter muss der Spieler je eine Tempelkarte der entsprechenden Farbe ablegen, um seinen Dieb auch wirklich einschleusen zu können. Wenn man am Zug ist, hat man aber noch andere Aktionsmöglichkeiten: Eigene und neutrale Wächter können durch Ausspielen entsprechender Tempelkarten bewegt werden. Außerdem ist es möglich, bei der Bewegung des eigenen Wächters einen Dieb vom einen zum anderen Tempel mitzunehmen. Die Schätze in den Tempeln sind unterschiedlich schwer. Im Laufe des Spiels werden immer mehr Diebe benötigt, um die Kisten zu entwenden (zunächst vier Diebe, später bis zu sieben). ++ Was ich gut fand: Das Spiel zu zweit fand ich besonders empfehlenswert – man ist dauerhaft in Anspannung, um seine eignen Figuren geschickt zu platzieren und den Gegner bestmöglich zu stören. Ein richtiger Zweikampf und kein langweiliges Aneinandervorbeispielen wie bei vielen anderen Spieleneuerscheinungen. Es ist generell ein schmaler Grat zwischen "Figuren breit verteilen, um überall handlungsfähig zu sein und seine Pläne nicht preiszugeben", aber gleichzeitig auch "sich nicht verzetteln", da sonst zu viel Kartenglück benötigt wird, um Diebe einzuschleusen. Im Vergleich zu "Der Dieb von Bagdad" muss man beim Spiel mit zwei Spielern nicht mehr mit zwei Farben gleichzeitig spielen. Jeder Spieler muss nur eine Farbe im Blick haben. Das empfinde ich als große Verbesserung dieser Neuauflage! -- Was ich nicht gut fand: Das Vorausplanen wird mit steigender Spieleranzahl schwieriger, man befindet sich dann eher im Reaktionsmodus. Es würde evtl. der Übersicht dienen, wenn die Diebe aufrecht stünden – wenn man also Spielfiguren statt Spielplättchen zu Hand hätte. Andererseits lassen sich die Diebe als Plättchen platzsparend stapeln. Die Box kommt ohne Inlay und wirkt daher sehr unaufgeräumt. Immerhin waren Plastiktüten für die unterschiedlichen Spielfigurenchips dabei. FAZIT: Spannend und strategisch durchaus anspruchsvoll. Vor allem im 2-Personen-Modus zu empfehlen.Weiterlesen