Einleitung: Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums erscheint mit In The Year Of The Dragon eine Neuauflage von Stefan Felds Erfolgsspiel Im Jahr des Drachen. Bei dieser Veröffentlichung schlüpfen die Spieler in die Rolle von chinesischen Provinzfürsten, die monatlich von unheilvollen Ereignissen heimgesucht werden. Ablauf: Zunächst wird der Spielplan in die Mitte gelegt und mit allen Personen- und Ereignisplättchen bestückt. Die Spieler erhalten elf Personenkarten und sechs Yuan (= Geld). Ferner starten die Protagonisten mit vier Palastteilen (zwei 2er-Paläste) und zwei Personenplättchen. In The Year Of The Dragon verläuft über zwölf Runden, die in verschiedene Phasen unterteilt sind. Jede Runde beginnt mit der Aktionsphase, in der die Spieler eine Kartengruppe von Aktionskarten mit ihrer Drachenfigur besetzen. Eine Hinzubelegung von besetzten Gruppen ist möglich aber mit drei Yuan kostenpflichtig. Der Spieler, dessen Marker auf der Personenleiste am weitesten vorne steht, ist aktueller Startspieler und führt eine Aktion der angebotenen Gruppenoptionen aus. Danach folgen seine Mitstreiter in Reihenfolge der Position auf der Personenleiste. Als Aktion erhalten die Konkurrenten beispielsweise Geld, Reis, Raketen oder Siegpunkte. Oder sie dürfen weitere Palastteile anbauen, wobei zu beachten ist, das jeder Palast maximal drei Stockwerke hoch sein darf. Jedes Stockwerk darf eine Person aufnehmen, was uns nahtlos zur zweiten Phase führt. Nun spielen die Protagonisten eine Handkarte aus und nehmen sich ein entsprechendes Personenplättchen vom Spielplan. Dieses Plättchen legen sie in einen Palast mit freier Kapazität und ziehen ihren Marker auf der Personenleiste so viele Felder vor, wie der Wert des genommenen Personenplättchens vorgibt (dadurch ändert sich auch öfters die Spielerreihenfolge). Jetzt wird das aktuelle Ereignis der laufenden Runde abgehandelt. In der Regel handelt es sich dabei um verschiedene Katastrophen wie Dürre, Kaisertribut, Krankheit etc. Wer nun die geforderten Rohstoffe nicht abgeben kann, muss Personen von seiner Auslage entfernen. In der darauffolgenden Phase findet eine Rundenwertung statt, in der die Spieler Siegpunkte für Paläste, Hofdamen und Privilegien (Drachen) erhalten. Nach der zwölften Runde erfolgt eine zusätzliche Schlusswertung, in der es noch Siegpunkte für die Personenplättchen, Restgeld und die Buddhas von Mönchen gibt. Der Spieler mit den meisten Punkten hat dann gewonnen. Meinung: In The Year Of The Dragon ist ein reinrassiges Mangelspiel, bei dem ein cleverer Spagat aus strategischem Aufbau und kurzfristigem Krisenmanagement angesagt ist. Da sämtliche Ereignisse zu Beginn einer Partie offen ausliegen, können die Spieler langfristig planen, um für die jeweiligen Runden gerüstet zu sein. Zwei Faktoren kommt dabei eine besondere Beachtung bei, und zwar handelt es sich dabei um einen breitgefächerten Ausbau von Palästen und um die Tatsache, dass Geld verdammt wichtig ist. Allein acht Yuan braucht man für die zweimalige Abgabe des Kaisertributs, doch auch zum Besetzen von belegten Gruppen ist das Geld immens wichtig. Insofern ist die Kombination aus Baumeister und Steuereintreiber zu Beginn wärmstens zu empfehlen, was aber den Nachteil beinhaltet, dass diese wertvollen Personenplättchen einen relativ kleinen Wert haben, was dazu führt, das man auf der Personenleiste zumeist hinten steht. Der Startspielervorteil ist bei In The Year Of The Dragon aber ziemlich ausgeprägt, weshalb man auf der Personenleiste nicht allzu sehr zurückliegen sollte. Die Balance der einzelnen Personenplättchen in Verbindung mit den Werten für die Personenleiste ist sehrt gut austariert. Hier eine vernünftige Auswahl zu bilden, ist eine der großen Herausforderungen des Spiels. Die zweite gro0e Herausforderung ist das allgegenwärtige Krisenmanagement. In jeder Runde sind irgendwelche Abgaben zu leisten, und nicht immer können diese Tribute abgegeben werden. Allzu viele Personenplättchen sollten aber nicht verloren werden, denn diese Plättchen gewähren den Aktionen einen Bonus und außerdem sind sie am Spielende direkte Siegpunkte wert. Eine gute Planung ist bei In The Year Of The Dragon somit unabdinglich. Und diese strategische Planung macht Spaß. Sogar sehr viel Spaß :-) In The Year Of The Dragon ist ein tolles Spiel mit großartigem Spaßfaktor. Zumindest für Vielspieler, die ein Faible für Krisenbewältigung haben. Das Spiel eignet sich aber definitiv nicht für Gelegenheitsspieler, die in der Regel eher seichtere Veröffentlichungen bevorzugen. Und die zumeist keine Freunde von negativen Elementen sind. In The Year Of The Dragon ist aber durchaus destruktiv konzipiert, da in jeder Runde massive Strafen für nicht erfüllte Aufgaben drohen. Mit diesem Druck kann nicht jeder Spieler umgehen, und dieses Konzept ist deshalb auch nicht für jeden Spielertyp geeignet. Ich persönlich finde das Spiel super, aber selbst erfahrene Vielspieler-Mitstreiter hatten mit der Veröffentlichung stellenweise ihre Probleme. Die Neuauflage des Spiels beinhaltet die Erweiterungen „Die chinesische Mauer“ und „Die Super-Ereignisse“. Beide Varianten sind jedoch eher Mini-Erweiterungen und ändern nicht viel am Spielgefühl. Trotzdem ist es natürlich lobenswert, dass Alea / Ravensburger der Neuauflage diese Add-Ons beilegt. Fazit: In The Year Of The Dragon ist ein tolles Spiel, das eine Neuauflage redlich verdient hat. Das Ganze ist anspruchsvoll ohne dabei überkompliziert zu sein. Wer als Vielspieler auf Mangelspiele steht, kommt hier definitiv auf seine Kosten. Vielen Dank an Alea / Ravensburger für diese Wiederveröffentlichung, und hoffentlich beschert uns der Verlag im nächsten Jahr auch eine Neuauflage von Macao, das ebenfalls zu den besten Spielen von Stefan Feld zählt. Weiterlesen