Ich bin zu "The Game" gekommen wie die Jungfrau zum Kinde, da ich von Kartenspielen nicht so wirklich viel halte. Im Grunde bin ich daher nur zur falschen Zeit am richtigen Ort gewesen: In Vorbereitung eines Brettspielabends war ich nämlich schon früher da und weil beim Warten auf die anderen Spieler allgemeine Langeweile ausbrach, wurde die Neuerwerbung eines Freundes auf den Tisch gepackt: "The Game" hat dann zuerst gut die "Langeweilezeit" überbrückt ... und später den restlichen Abend dominiert, weil wir es einfach stumpf weiter gespielt haben. Ich will hier gar nicht den Versuch wagen, solche sehr guten Rezensionen wie die von "Mikes Gaming Net" zu imitieren und mich noch einmal detailliert zu dem Thema "Wie geht das Spiel?" auslassen; man soll die Lorbeeren dort belassen, wo sie hingehören. Davon abgesehen sind die Regeln wirklich so simpel, dass ich das Spiel inzwischen sogar mit meinen Kindern (7 und 10) ohne Probleme zusammen spielen kann. Um genau zu sein hat genau eine Proberunde gereicht, um so weit zu kommen. Das trifft bei so manchen Kinderspielen nicht einmal zu ... Okay, also statt einer weiteren Zusammenfassung der Spieleanleitung möchte ich kurz darauf eingehen, warum mich dieses Spiel besonders anspricht. Eigentlich reicht dazu sogar schon die Tatsache, dass ich hier überhaupt eine Rezension zu diesem Spiel schreibe - das kommt nämlich beileibe nicht bei jedem Spiel vor, dass bei uns daheim angeschleppt wird. "The Game" hat aber so einen Eindruck hinterlassen, dass ich gar nicht anders kann, als meinen "Senf" dazu zu geben: 1. das Konzept des Spiels ist sehr einfach, intuitiv (4 Reihen füllen - 2 von 1 bis 100, 2 von 100 bis 1) und leicht zugänglich. 2. das Spiel ist kooperativ und man spielt demnach nicht gegeneinander, sondern gegen das Spiel 3. der Ablauf ist eingängig, wiederum leicht erlernbar und erlaubt trotzdem eine gewisse strategische Tiefe, die man zunächst nicht erwartet; es ist nämlich so, dass 4. "Tricks" (Rückwärtslegen bei einem Abstand von 10) dem Spiel Würze verleihen und das Gewinnen z.T. überhaupt erst möglich machen; zudem ist 5. das Spiel zeitlich übersichtlich und relativ "berechenbar" was den gesamten Aufwand angeht (in der Regel kann man mit geübten Spielern locker in 15 Minuten fertig sein ... wir schaffen es sogar schneller) 6. kann es frusten (wenn man verliert), aber dann frustet es alle und man kann unmittelbar noch einmal spielen und hat gute Chancen zu gewinnen 7. fördert es die Kommunikation untereinander, wobei das Ziel, das Spiel zu gewinnen, in geübten Gruppen recht einfach erreichen kann und selbst die zwei Varianten das Spiel nicht unbedingt schwerer gestalten; dafür bringt aber der strikt kooperative Charakter durchaus Situationen hervor in denen man sich wirklich schelmisch freut, dass man zusammen etwas erreicht hat 8. ist "The Game" ein Karten-Ablegespiel wie man es früher im Dutzend kannte ... und es ist eines der besseren davon, wobei aus meiner Sicht besonders schön ist, dass man es auch gänzlich ohne Mitspieler spielen kann ... die "1-5 Spieler" in der Produktbeschreibung sind vollkommen ernst gemeint und die Anzahl der Spieler hat keinen unmittelbaren Einfluss auf den Spielspaß, was mithin eher selten vorkommt heutzutage. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass "The Game" eine gute Möglichkeit für ein "Spiel zwischendurch" bringt. Dadurch, dass man das Spiel - hat man es erst einmal verstanden - recht einfach kontrollieren kann, wird der stets vorhandene "Glücksfaktor" etwas ausgehebelt und es muss sich den zu recht von einigen Rezensenten gebrachten Einwand gefallen lassen, dass es nach einer Weile "ausgelutscht" (Musikwissenschaftler1989) sei bzw. "zum Glück nicht Spiel des Jahres" (dto.) wurde, wobei ich es nicht so hart ausdrücken möchte. Die Langzeitmotivation bleibt sicherlich bei Gruppen, die Kartenspiele nicht wegen des Thrills, sondern gerade wegen des gleichförmigen Ablaufs spielen. Auch bei Schach oder Maumau wäre ja diesbezüglich sicherlich mit Gleichförmigkeit zu argumentieren - nur tut das da keiner; gerade bei Kartenspielen aber setzen solche Effekte (meiner Meinung) recht schnell ein und sind gewissermaßen "bauartbedingt". Ergo findet da auch Meckern auf sehr hohem Niveau statt, denn "The Game" mag nach x Spieleabenden irgendwann "durch" sein, aber das geht auch "Phase 10" und anderen Platzhirschen so und ist jetzt nicht unmittelbar "The Game" anzulasten. Vielmehr vermute ich, dass "The Game" aufgrund seiner völlig grundlos martialischen Aufmachung ins Abseits geraten ist ... mit dem eigentlichen Spiel hat nämlich das etwas morbide Design rein gar nichts zu tun. Schade, denn es wird das Spiel sicherlich für einige potentielle Spieler zunächst mal disqualifiziert haben. Im Fazit lässt sich sagen, dass "The Game" inzwischen bei uns zum Standardrepertoir gehört, regelmäßig vor unserer Brettspielrunde "zum Aufwärmen" gespielt wird und insgesamt einen sehr guten Eindruck macht, wobei man sich die Langzeitmotivation sicherlich kaputt machen kann, wenn man es extrem häufig spielt. Da ist man aber auch selbst dabei ...Weiterlesen