Wie die Spielmechanik genau funktioniert, ist bereits beschrieben worden. Wer trotzdem gern noch mal eine Einführung hätte, dem seien bei Youtube die Videos von Wil Wheatons Tabletop und dem Brettspieleanbieter StarlitCitadel empfohlen. Balance von Zufall und Spielereinfluss in der Spielmechanik: Ich kannte vorher kein Spiel, in dem die Mechaniken so fein abgestimmt genau das Szenario simulieren, die sie darstellen sollen und so wunderbar ineinander greifen. Alle Aktionen des Spielers basieren auf Planung, so dass es keinen Moment gibt, in dem die eigene Idee von Würfeln oder ähnlichem abhängt. Einzig das Nachziehen der Aktionskarten basiert auf Zufall, aber das ist im Zusammenhang mit dem Finden von Gegenmitteln auch logisch. Den größten Zufallsfaktor aber haben die Infektionen bzw. Epidemien und sie können von einem Moment auf den anderen den Stresslevel extrem erhöhen. Aber auch das passt und simuliert perfekt das Szenario, gegen das man als Spieler versucht anzugehen. Alle Zufälle im Spiel dienen somit dem Szenario und nicht der Mechanik oder als Rechtfertigung, es dem Spieler schwer zu machen, weil man das ja muss. Es ist wirklich faszinierend: die Eigenmechaniken des Spiel, die sich zufällig auswirken sind nicht sonderlich variabel, während die Spieler viele Möglichkeiten bekommen, zu reagieren und zu planen und trotzdem ist das Spiel so fordernd. In einem Satz: das Spiel ist stimmig. Es gibt nur eine Mechanik die mich stört: das Tauschen der Karten untereinander ist nur in den Städten möglich, zu denen die Karte passt. Das ist wichtig für das Entwickeln der Gegenmittel. Es ist die einzige Mechanik im Spiel, die sich sperrig anfühlt und für den Abzug von einem Stern führt. Es ist fast unfair, weil das später mit der Erweiterung "im Labor" ebenfalls hervorragend gelöst wurde. Aber es gibt im Spiel immer irgendwann den Punkt, an dem dieses Tauschen eine Rolle spielt und man ist dann zu Zügen gezwungen, die sich im Gegensatz zum Rest des Spiels einfach nicht logisch anfühlen und daher zumindest mich nerven. Schwierigkeitsgrad: Das Spiel ist zumindest anfangs schwer und man wird selten gewinnen. Aber das wertet das Spiel in keinster Weise ab. Das Spiel kommt zudem mit drei Schwierigkeitsstufen, sodass man es für sich anpassen kann. Zumindest wenn ich alleine spiele schaffe ich aber den mittleren Modus inzwischen fast ohne Probleme. Das heißt leider auch, dass es inzwischen ein wenig langweilig wird. Aber das wird jedes Spiel irgendwann und ich habe es wirklich SEHR OFT gespielt. Kooperationsaspekt: Aber selbst wenn man verliert: das Spiel macht trotzdem Spaß. Wir hatten eine Nacht, in der wir 5h lang gespielt haben, nur einmal gewannen und trotzdem völlig begeistert waren. Letztlich ist es auch das Gemeinschaftserlebnis, dass diesem ohnehin schon hervorragenden Spiel den letzten Kick gibt. Die Kooperation ist so gut implementiert, durch die Rollen, die die Spieler haben und die Anteile, die sie daher zum Spiel beitragen können, sowie die Mechaniken (JA, zugegeben: auch die des Tauschens) die ineinander greifen, dass wirklich schnell ein Gemeinschaftsgefühl aufkommt. Es ist daher ein hervorragendes Spiel, um Kooperation zu erlernen und dabei eben auch mal zu verlieren. Daher erfüllt es meiner Meinung nach eine nicht unwesentliche pädagogische Komponente hinsichtlich sozialer Kompetenzen. Komponenten und Spielereinführung: Die Komponenten sind allesamt hochwertig und und schön anzusehen, besonders seit der zweiten Edition (Hierzu gibt es in den Rezensionen auch andere Meinungen, die gut begründet und nachvollziehbar sind. Da ich trotzdem nicht zustimmen kann, ist das also auch eine Frage des Geschmacks.) Mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen. Außerdem hatte ich jeden Spieler nach am Ende eines Spiels so eingeführt, dass er sich danach frei im Spiel bewegen und an der kooperativen Komponente teilnehmen konnte. Es ist eines der Spiele, dass man lernt, während man es spielt. Fazit und abschließendes Urteil: Das Spiel ist somit meiner Meinung nach ein muss für alle die Brettspiele lieben. Ich weiß nicht ob es da draußen irgendwo ein besseres kooperatives Spiel gibt. Ich habe selten ein so stimmiges Spiel gefunden. Ich habe erst kürzlich begonnen, das Hobby von Brettspielen zu entdecken und auch Geld dafür auszugeben, was aber nicht heißt, dass ich mich leicht überwältigen lasse. Trotzdem: War ich vorher interessiert oder mochte die Art der Beschäftigung, so hat mir dieses Spiel gezeigt, warum man Brettspiele lieben und sich so darin verlieren kann. Auch jetzt nach weiterer Recherche anderer ebenfalls guter bis sehr guter Spiele bleibt dieser Eindruck erhalten. Es ist damit auch ein sehr gutes Spiel um bisherige Nicht-Spieler oder reine Monopoly-Risiko-ärgere-mich Spieler in neue Horizonte zu führen und neugierig auf bisher ungesehenes zu machen. Mir ist klar, dass die Abwertung des Spiels für die Tauschmechanik ein wenig unfair ist. Aber die Erweiterung macht aus dem Spiel eine 10/10, daher mag man mir verzeihen, dass ich aus diesem Grund streng logisch hier keine 10/10 geben kann. Gefühlt ist es eine 9/10 So oder so: man kann das Spiel vielleicht mögen oder nicht. Es ist aber insgesamt eine Runde Sache und handwerklich über fast jeden Zweifel erhaben. Von mir also eine klare Empfehlung, die eine Tendenz zum Kaufbefehl hat.Weiterlesen